Von traurigen Tigern und maskierten Mäusen

Autorin und Illustratorin NADIA BUDDE

Wenn man sich mit Bilderbüchern befasst, dann kommt man um die Berliner Illustratorin und Autorin Nadia Budde nicht drum rum. Mit ihrem unverkennbaren Zeichnungsstil und ihrer Sprachspielerei bleiben ihre Werke nämlich im Gedächtnis.

Bei meinen Kindern (2 und 5) sind ihre Bücher heiss begehrt. Schon das kleinere Kind liebt Buddes Klassiker «Eins Zwei Drei Tier»* über alles und will es immer und immer wieder anschauen und vorgelesen bekommen. Die Reime, auch wenn sie nicht noch nicht alle genau verstanden werden, faszinieren und bringen das Kind zum Lachen. Darüber hinaus wird es angeregt, verschiedene Figuren und Dinge auf den Bildern zu suchen. Das grössere Kind ist begeistert von der Erzählweise und dem Spiel mit Variationen: Es kommt immer was dazu oder etwas verändert sich leicht. Die schrägen Figuren und der Wortwitz lösen zudem ein Schmunzeln aus.

So kam die Jury des «Deutschen Jugendbuchpreis» von 2010 zum Schluss, dass Budde eine Begabung habe, die speziellen «Wahrnehmungen, Denkmuster und Schlussfolgerungen» von Kindern aufzuzeichnen. Dem stimme ich absolut zu. Das Grandiose an ihren Büchern ist darüber hinaus, dass sie auch für Erwachsene so gut funktionieren.

Ihre Figuren sind Menschen und Tiere oder etwas dazwischen, und immer kommen zutiefst menschliche Züge und Charakteren zum Vorschein. Selbst wenn die Hauptfiguren Tiere oder Geister sind, so lassen sich stets typisch menschliche Eigenarten wiederfinden. Ausserdem hat sie ein grossartiges Faible für Wortspiele. Reime, Alliterationen und Lautmalereien durchziehen ihr Werk und inspirieren ihre Arbeit.

Nadia Buddes Oeuvre erweitert sich stetig: Da gibt es zunächst natürlich ihre Buchillustrationen oder ihre Tier-Comic-Reihe in der deutschen Wochenzeitung «Die Zeit», aber auch Postkarten, ein Memospiel, die Gestaltung einer Zahnbürsten-Verpackung und das Buch «Eins Zwei Drei Tier» als Spiele-App. Nicht zuletzt übt sie immer wieder auch eine Lehrtätigkeit aus und gibt regelmässig Workshops für Kinder und Nachwuchsillustrator:innen.

Letztes Jahr ist von Budde «Die Krake beim Schneider» (ein Memospiel) erschienen.

*gibt es auch in einer Gruselvariation «Eins Zwei Drei Vampir» und passend zur Weihnachtszeit «Eins Zwei Drei Rentier».

Sami – Dein Lesebär!

Bilderbuchvorlesende kennen es zur Genüge, kaum schliessen kleine Zuhörerinnen und Zuhörer eine Bilderbuchgeschichte ins Herz, kann sie nicht oft genug vorgelesen werden. Da bietet der Ravensburger Verlag Eltern, Grosseltern und allen anderen Vorlesenden Unterstützung.

Mit den Bilderbüchern der neuen Reihe «SAMI – Dein Lesebär!» können sich Kinder ab 3 Jahren zahlreiche Geschichten unendlich oft erzählen lassen und eigenständig in die Welt der Bücher eintauchen. Die Figur vom Eisbär Sami wird ans Buch gesteckt und erfasst genau auf welcher Seite sich das Kind befindet. Dies macht ein freies Vor- und Zurückblättern möglich. So bietet Sami eine unkomplizierte und passende Ergänzung zum gemeinsamen Vorlesen.

Das Starter-Set ist im Buchhandel erhältlich. Die Bilderbücher dazu finden Sie neu in der Stadtbibliothek zur Ausleihe.

Winterspass mit Evi Eichhorn am Mittwochs-Buchstart

Wer kennt sie nicht, das Erfolgsduo Axel Scheffler und Julia Donaldson, die den Bilderbuch-Klassiker „Grüffelo“ erschaffen haben! Schon viele Geschichten mit lustigen Illustrationen sind aus dieser produktiven Zusammenarbeit entstanden, so auch das Papp-Bilderbuch „Evi Eichhorns Schneemann.

Als Evi Eichhorn am Morgen erwacht, sieht sie vor ihrem Zimmerfenster die Welt in Weiss – es hat über Nacht geschneit. Ihr Freund der Rabe wartet schon, damit sie im Schnee spielen können. Evi Eichhorn zieht sich warm an und gemeinsam wollen sie einen Schneemann bauen. Während der Geschichte tragen sie alles zusammen, was es dazu braucht: Schneekugeln, Rüebli, Kohlestückchen, Mütze… Dabei können die Kinder und Betrachtenden helfen, denn die „Zutaten“ im Buch sind unter Klappen verborgen. Ein warmer Tee und Schneemann-Guetzli dürfen nach getaner Arbeit auch nicht fehlen! Der Handlungsbogen schliesst sich am Ende der Geschichte: Evi Eichhorn sieht von ihrem Bett aus nun den Schneemann vor dem Fenster!

Die typischen Illustrationen und der Erzählstrang sind klar und können schon von jungen Kindern gut „gelesen“ werden. Durch das Öffnen der Klappen wird die Spannung und das Mitdenken erhöht, auch wenn die ganz Kleinen sicher noch motorisch Hilfe brauchen bei der „Öffnungs-Zeremonie“.

Die Geschichte von Evi Eichhorn und dem Schneemann begleitet uns im Januar bei den Mittwoch-Buchstarts in der Stadtbibliothek. Auch Bär Dudu freut sich im Winter auf den Schnee und hat auch gleich einen Schneemann-Vers als Kostprobe mitgebracht:

Lueg emal – hesch gseh?
Da liit e Chugele im Schnee!
Piff-paff-puff – obe druf no eini meh!
Mit 2 Pünktli chömmer Auge mache,
5 Pünktli brucht er zum Lache.
Dezwüschet ä orangige Strich,
scho hät üses Mannli es Gsicht.
Um de Hals chunnt e lange Schal,
darfsch en umewickle zweimal.
Är treit ufem Chopf als Huet
ä Chappe, die staht ihm denn guet.
Und zum Schluss zwei Ärm us Holz,
jetz ischer richtig stolz.

Idee aus: leseanimation.ch

Weitere Papp-Bilderbücher mit Klappen für junge Kinder
vom Duo Scheffler / Donaldson, erschienen im Verlag Beltz&Gelberg:

Kaninchen ist sooo müde (2017)
Der Fuchs sucht seine Socken (2000)
Wo steckt Mathilda Huhn (2017)
Der Bär schreibt heute Briefe (2017)
Die Katze lernt jetzt kochen (2021)

Neue Manhua-Reihe: «In tiefen Wäldern Träumen lauschen»

Neben der Reihe «Die Klingen der Wächter» bieten wir jetzt auch «In tiefen Wäldern Träumen lauschen» an. Bei beiden Serien handelt es sich um chinesische Comics, auch als «Manhuas» bekannt.

«In tiefen Wäldern Träumen lauschen» stammt aus der Feder von Zhang Jing. Über die Autorin ist sehr wenig bekannt. Geboren ist sie 1983 in China und zählt zu den talentiertesten Comic-Künstler*innen. Ihre ersten Werke hat sie bereits mit nur 14 Jahren veröffentlicht.

Ihr Zeichenstil ist sehr realistisch und detailverliebt. Die Gesichter der Figuren sind ausdrucksstark. Die Bilder beeindrucken mit ihrer Schönheit.

Als ein Unwetter aufzieht, suchen eine junge Frau und ein maskierter, geheimnisvoller Fremder Unterschlupf in einem alten Tempel, der sehr abgelegen in einem Wald liegt.
Die Frau bittet den Mann, ihr eine Geschichte zu erzählen, während sie auf das Ende des Regens warten. Erzählt wird die Geschichte einer verwöhnten Prinzessin, die sich aus dem Palast stiehlt um einen Jahrmarkt zu besuchen. Dort trifft sie auf einen jungen, geheimnisvollen Mann, der überirdisch schön ist. Sie verliebt sich sofort in ihn. Da die Prinzessin es gewohnt ist, alles Gewünschte zu bekommen, beschliesst sie, den Fremden zu heiraten.
Erst im Nachhinein bemerkt sie, dass ihr wunderschöner Ehemann taubstumm ist und ein Geheimnis zu verbergen hat.
Währenddessen kommt es zu gefährlichen Intrigen zwischen der Prinzessin und einem Halbbruder und dessen ehrgeizigen Mutter.
Zwei Handlungsstränge ziehen sich durch den Comic.
Einerseits Liebesgeschichte, andererseits Drama mit Komödie und Mysteriösem vermischt.

Wer ist der geheimnisvolle Erzähler, wer die junge Frau?
Was verbirgt der taubstumme junge Mann?
Wird die Prinzessin den Intrigen entgehen können?

Das werdet ihr beim Lesen der Reihe erfahren!

僕 の 愛した Tーシャツ たち – Meine geliebten T-Shirts


Kleider machen Leute diese Botschaft hat uns schon der gute alte Gottfried Keller in seiner berühmten Novelle vermittelt, wo die Hauptfigur Wenzel Strapinski, ein armer Schneiderlehrling, wegen seines kostbaren Mantels für einen reichen Grafen gehalten wird und für einige Verwirrung sorgt.

Auch Elke Heidenreich erzählt in «Männer in Kamelhaarmänteln» von Kleidern und Leuten.
«Was man anzieht, ist sicher die schönste Nebensache der Welt, aber oft verrät es auch die Wahrheit über Mann und Frau».

Oder wer kennt nicht das klassische Märchen «Des Kaisers neue Kleider» von Hans Christian Andersen. Ein Kaiser, der völlig nackt vor sein Volk tritt und aus Eitelkeit nicht zugibt, dass er sein neu geschneidertes Gewand nicht sehen kann. Alle applaudieren nur ein Kind wagt zu sagen, dass er gar kein Kleid am Leib trägt.

Und nun der japanische Kultautor Haruki Murakami, der in seinem neuesten Buch «Murakami T – gesammelte T-Shirts» seine unzählige T-Shirt-Sammlung einseitig vorstellt und passend zum Aufdruck die dazugehörige Story liefert, die wiederum etwas über ihn als Menschen aussagt. Na ja, die Kritiken von Leser*innen zum neusten Streich des Autors sind zwiespältig. Von nichtssagend, das kann sich nur ein Haruki Murakami erlauben bis hin zu toll und humorvoll oder dieses Buch sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen.

Lesen Sie es und urteilen Sie selbst! Ich jedenfalls, Bibliothekarin mit Liebe zu Büchern, fand seine Beiträge zu Buchhandlungen, Bibliotheken und Büchern etwas «platt» und PR verdächtig.

T-Shirt GOT BOOKS?
«… ich weiss, Sie haben alle viel zu tun, aber nehmen Sie sich bitte auch mal Zeit zum Lesen. Denn wenn keiner meine Bücher kauft, verdiene ich nicht genug zum Leben». (S. 97)

T-Shirt POWELL´S BOOKS (Buchhandlung in Portland, Oregon)
«Ich war im Begriff zu zahlen, als die Kassiererin mich fragte, ob ich zufällig Autor Murakami sei… worauf sie mich auf der Stelle Dutzende von Büchern signieren liess. Diese Autogrammstunde war nicht gerade angenehm. Das T-Shirt bekam ich als Dankeschön. Nun ja, zumindest konnte ich der Buchhandlung einen Dienst erweisen». (S. 93)

Übrigens: wussten Sie, dass auch wir Mitarbeiter*innen der Stadtbibliothek ein besonderes T-Shirt besitzen? Ein T-Shirt, das wir am Luzerner Stadtlauf 2018 trugen – mit dem bekennenden Aufdruck auf unseren schweissnassen Rücken:

READING IS MY FAVORITE SPORT

Zum Schluss noch eine kleine Auswahl von Büchern, die sich um Kleider drehen:
Das Kleid meiner Mutter von Anna Katharina Hahn
Die geheimen Leben der Schneiderin von Angelika Waldis
Das rote Kleid von Guido Maria Kretschmer
Ein Kleid von Bloomingdale´s von Jane L. Rosen
Die Nähmaschine von Natalie Fergie
Ein Kleid aus Tinte und Papier von Claire Gondor
Balzac und die kleine chinesische Schneiderin von Dai Sijie (mein absoluter Favorit, leider in der Bibliothek nciht mehr vorhanden, aber im Onlinehandel immer noch erhältlich)

Meerjungfrau sein!

Julian ist mit seiner Grossmutter unterwegs und begegnet auf dem Heimweg in der U-Bahn drei schillernden Meerjungfrauen. Sofort ist er fasziniert von diesen magischen Gestalten mit ihren türkisblauen Fischschwänzen und ihren kunstvollen Frisuren und träumt sich in eine farbenprächtige Unterwasserwelt, wo er sich selbst in eine Meerjungfrau verwandelt. Zuhause bei der Grossmutter angekommen ist Julian kurz alleine. Diesen Moment nutzt er, um sich mit Pflanzenblättern, Blumen und einem Vorhang als Nixe zu verkleiden. Die Grossmutter kehrt zurück, sieht ihren kostümierten Enkel und mit einem vielsagenden „Oh!“ verlässt sie wieder den Raum. Für einen Moment ist ungewiss, wie ihre Reaktion zu deuten ist. Kurze Zeit später kehrt sie zurück. Sie hat nun eine Perlenkette in der Hand, überreicht diese ihrem Enkel und nimmt ihn – als Meerjungfrau verkleidet – zu einer Meerjungfrauenparade mit an den Strand.

Zunächst bietet dieses Bilderbuch berauschend schöne Bilder, die in leuchtenden Gouache-Farben auf einen braunen Hintergrund gemalt sind und Jessica Love, die Autorin, erzählt in nur wenigen Worten eine zauberhaft unbeschwerte Geschichte, die im Gedächtnis bleibt. Love lebt in New York, wo jährlich die Mermaid-Parade stattfindet. Es ist ein Kunst-Umzug, der immer zu Beginn des Sommers als Willkommensfest der neuen Jahreszeit veranstaltet wird und der Autorin offensichtlich Inspiration für ihr Buch geliefert hat.

Auf einer weiteren Ebene greift dieses Bilderbuch Themen wie Fantasie, Diversität und Bestärkung der Selbstakzeptanz auf – in einer Leichtigkeit die seinesgleichen sucht. Das ist einerseits aktuell, weil es für Mädchen heutzutage durchaus akzeptabel ist, sich beispielsweise „männlich“ zu kleiden, mutig, stark und offensiv zu sein, im Gegenzug aber die Jungen in ihrem Verhalten und der Gestaltung ihres Äusseren immer noch mit grösseren Einschränkungen zu kämpfen haben. Die Schlüsselszene im Buch, in der die Grossmutter ihrem Enkel die Kette überreicht, ist deshalb in ihrer Aussagekraft (Es ist gut, so wie du bist!) unglaublich stark.

Andererseits ist es aber auch ein Buch, in welchem Geschlechterklischees eigentlich gar keine Rolle spielen, denn die Träume und Fantasien, egal welcher Art („männlich“, „weiblich“ oder was auch immer), stehen im Mittelpunkt und dürfen gelebt werden. Das ist das eigentlich Umwerfende an „Julian ist eine Meerjungfrau“ und genau deshalb sind Geschichten wie diese für alle Kinder so ungemein wichtig!

PS: In diesem Zusammenhang möchte ich auf das KIMI-Siegel aufmerksam machen. Das ist ein Siegel für Vielfalt in Kinder- und Jugendbüchern im deutschsprachigen Raum. Diese Auszeichnung wird jährlich im Rahmen von KIMBUK, einem Festival für vielfältige Kinder- und Jugendbücher in Berlin, verliehen. Ein Blick auf diese Webseiten lohnt sich!

Jessica Love: Julian ist eine Meerjungfrau. 2020 bei Knesebeck erschienen.

(Original „Julian is a Mermaid“ Walker 2018)

Es ist ein Elch entsprungen

«Am Abend des dritten Advents stürzte Mr Moose auf unser Haus im Finkelwaldweg.

Zur Adventszeit singen und musizieren wir, daher befanden wir uns im Wohnzimmer: Kiki sass am Klavier, Mama spielte die Blockflöte und ich war für den Gesang zuständig. Ich habe einen besonders schönen Knabensopran.

Es duftete nach den Orangenschalen, die Mama auf die Heizung gelegt hatte. In den Fensterscheiben spiegelte sich warmer Kerzenglanz und draussen schwebten leise und sacht dicke Schneeflocken zur Erde. Ich fühlte mich sehr vorweihnachtlich.

«Vom Himmel hoch, o Englein kommt», sang ich. Mama setzte die Blockflöte ab und krähte fröhlich: «Eia,eia, susani, susani, susani! »

Es waren nicht die Englein, die vom Himmel kamen, es war Mr Moose. Ein ohrenbetäubendes Krachen ertönte und im nächsten Augenblick stürzte er auch schon durch die Zimmerdecke. Genauer gesagt stürzte er erst durch das Hausdach und dann durch die Zimmerdecke. Der Boden unter unseren Füssen vibrierte. Ich hörte Mama und Kiki schreien….»

Wer glaubt heute noch an den Weihnachtsmann? Bertil ganz bestimmt nicht. Bis eines Tages Mr. Moose, der Elch, durchs Hausdach kracht, den Wohnzimmertisch in Kleinholz verwandelt und ihn eines besseren belehrt.

Wunderbar passend zur Adventszeit voller Kerzenlicht und liebgewonnener Rituale der zeitlos moderne Weihnachtsklassiker von Andreas Steinhöfel, neu aufgelegt mit Illustrationen von Katja Gehrmann. Eine Geschichte, mit viel Witz und Leichtigkeit erzählt, die direkt ins Herz trifft.

Es ist ein Elch entsprungen
Andreas Steinhöfel, mit Bildern von Katja Gehrmann

Antje Damm – eine Meisterin im Bilderbuchbereich

© Die Wette von Antje Damm, Moritz Verlag 2021

Wer sich im Bilderbuchbereich tummelt, kommt an Antje Damm nicht vorbei! Die Autorin und Illustratorin hat zahlreiche Kinder-Bilderbücher zu verschiedensten Themen gestaltet und wurde mehrfach ausgezeichnet. Auf heitere Weise greift sie auch ernste Themen auf. Ihre Bücher regen Gespräche an, laden zum Schmunzeln ein, beziehen die grossen und kleinen Betrachtenden mit ein und trauen ihnen etwas zu! Zum Beispiel wird im Buch „Füchslein in der Kiste“ der Tod thematisiert oder in „Plötzlich war Lysander da“ tritt eine fremde Gestalt in die gewohnte Umgebung der Hauptfiguren.

Aber nicht nur die Themen in den Büchern von Antje Damm sind vielfältig. Ihre Illustrationen sind es ebenfalls und zeichnen sie als wahre Meisterin aus. Dies zeigt sich schon, wenn man einen Blick in den Bibliotheks-Katalog wirft und die verschiedenen Arten und Techniken der Buch-Titelbilder sieht.

Meine Favoriten sind die Bücher, die Antje Damm mit den unverwechselbaren Karton-Kulissen gestaltet. Liebevoll werden Figuren und Gegenstände detailreich gemalt und ausgeschnitten, dann zu einer Sequenz passend zum Text zusammen gefügt. Mit entsprechendem Licht wird die Szene fotografiert und es entstehen einmalige Stimmungen und Bild-Tiefe. Mit dieser Technik entstanden die Bücher „Der Besuch“ (2015), „Warten auf Goliath“ (2016), „Plötzlich war Lysander da“ (2017), „Füchslein in der Kiste“ (2020), „Die Wette„(2021) und „Teddy ist weg“ (2021), alle im Moritz Verlag erschienen.

Eine weitere „Spezialität“ von Antje Damm sind Streichholz-Schachteln, denen sie auf ähnliche Art und Weise mit winzigen Figürchen und Szenen ein Kurz-Geschichten-Innenleben verleiht – einfach wunderbar – diese wortwörtliche Klein-Kunst!

Bibliothek in der Schachtel © Antje Damm

Noch mehr Streichholz-Schachtel-Kunst und weitere wunderbare Illustrationen postet Antje Damm regelmässig auf Instagram – ein Blick lohnt sich!

Ich freue mich auf weitere Werke der Meisterin im Bilderbuchbereich, sei es in Buch- oder Streichholzschachtel-Form!

Lieblingsautor:innen (III): Chimamanda Ngozi Adichie

Chimamanda Ngozi Adichie wurde 1977 in Nigeria als Tochter einer Verwaltungsangestellten und eines Universitätsprofessors geboren. 1998 zog sie für ihr Studium in die USA und wohnt seither teils in den Vereinigten Staaten, teils in Lagos.

Während ihre beiden ersten Roman – «Blauer Hibiskus» und «Die Hälfte der Sonne» – geteilte Kritiken erhielten, schaffte sie mit der Geschichtensammlung «Heimsuchungen» und dann vor allem mit ihrem dritten Roman «Americanah» den grossen Durchbruch. Die Figuren in «Heimsuchungen» bewegen sich in und und kämpfen sich durch zwei Welten: die ursprüngliche Heimat Nigeria und das neue Zuhause in den USA. Während dieser Erzählband vor allem auch zum Thema hat, wie sich die Protagonist:innen in diesem Spannungsfeld Nigeria – USA bewegen, ist «Americanah» eine brillant geschriebene Rassismuskritik. Die Kritik ist dabei nicht anklägerisch, sondern zeigt sich durch präzise Schilderungen von unscheinbaren Ereignissen in der Schulzeit, von festgefahrenen Stereotypen oder von Demütigungen im Alltag der Romanfiguren.

Der (einen) Ursache für die Verbreitung von rassistischen Stereotypen geht Adichie im sehenswerten Podcast «The danger of a single story» nach. Sie meint dort, dass gerade im Bezug auf afrikanische Länder immer wieder die klassischen Themen von Hunger und Armut, von Korruption und «Failed States» zur Sprache kommen, aber positive Geschichten kaum Beachtung fänden. Sie plädiert dafür, dass mehr Geschichten von und über afrikanische Länder und Personen veröffentlicht und gelesen werden, um so ein besseres Verständnis für andere Gesellschaften zu erhalten.

Nebst Rassismus ist Feminismus ein wichtiges Thema in den Büchern und den öffentlichen Äusserungen von Chimamanda Ngozi Adichie. Nebst starken Frauenfiguren in ihren Romanen, hat sie zwei Bücher explizit dem Feminismus gewidmet. «Liebe Ijeawele… – wie unsere Töchter selbstbestimmte Frauen werden» ist der Brief an eine Freundin, die Adichie um Ratschläge gebeten hatte, wie sie ihre Tochter feministisch erziehen soll. «We should all be feminists» ist das überarbeitete Transkript eines TedTalks, bei dem sie ganz zum Schluss eine persönliche und sehr pragmatische Definition von Feminismus gibt:

«Eine Feministin oder ein Feminist ist ein Mensch, der sagt, ja, es gibt heutzutage Problem mit Geschlechterrollen, und das müssen wir korrigieren, und wir müssen es besser machen. Wir alle, Frauen und Männer, müssen es besser machen»

2020 ist der Vater von Chimamanda Ngozi Adichie verstorben, zu dem sie ein sehr enges Verhältnis hatte. In ihrem neusten Buch «Trauer ist das Glück, geliebt zu haben» (was für ein schöner Titel…), reflektiert sie über den Verlust ihres Vaters und über die Trauer. Zu diesem Buch hat sie Daniel Graf von der Republik auch ein langes und unbedingt lesenswertes Interview gegeben.

Chimamanda Ngozi Adichie gelingt es regelmässig, mich mit ihren Büchern in den Bann zu ziehen. Mich fasziniert dabei vor allem, wie sie es immer wieder schafft, ernste Themen mit Leichtigkeit und Witz zu schildern, ihre Figuren bildhaft werden zu lassen und – scheinbar ganz einfach – tolle Geschichten zu erzählen. Nebst ihren Büchern sind aber auch ihre öffentlichen Auftritte sehr hörenswert und bereichernd. So beispielsweise auch ihr Auftritt an der Buchmesse Frankfurt 2018, an dem sie so wunderbar schildert, warum Literatur (für sie) wichtig ist:

«Literature does teach us. Literature does matter. I read to be consoled, I read to be moved, I read to be reminded of grace and beauty and love but also of pain and sorrow. And all of these matter—all of these are useful lessons»

Copyright Beitragsbild: Howard County Library System

Die Welt der chinesischen „Manhuas“

Wer kennt sie nicht, die japanischen Comics, auch bekannt als «Mangas»!

Hoch oben im Kurs stehen in unserer Bibliothek Manga-Serien wie «One piece», «Detektiv Conan» oder «Naruto». Im Gegensatz zu den beiden erstgenannten ist «Naruto» als Reihe abgeschlossen. Die Geschichte wird mit «Boruto», dem Sohn der Figur Naruto, weitergeführt.

Auch die abgeschlossene, vielgelesene Reihe «Yu-Gi-Oh!» hat ihren Weg wieder zurück in unsere Bibliothek gefunden! Es erscheinen nach und nach die Sammelbände «Yu-Gi-Oh! Massiv».

Nicht nur für «Action» ist in der Manga-Abteilung gesorgt, sondern auch Geschichten fürs Herz sind bei uns zu finden, wie z.B. «Spring, love and you» oder „12 Jahre„.

Weniger bekannt dürften wohl die chinesischen Comics sein, die «Manhuas»!

Die Reihe «Die Klingen der Wächter» ist ein neueres Werk, von dem wir bereits einige Bände im Bestand haben und die natürlich weitergeführt wird. Die Geschichte spielt Anfang des 7. Jahrhunderts in China. Der regierende Kaiser Yang Guang tyrannisiert sein Volk, das dadurch in tiefster Not lebt.
Daoma ist ein Kopfgeldjäger mit aussergewöhnlichen kämpferischen Fähigkeiten. Er nimmt einen scheinbar einfachen Auftrag an. Eine Handelskarawane soll in die chinesische Hauptstadt begleitet und vor Überfällen geschützt werden. Bald entpuppt sich dieser Auftrag aber als fast unmöglich auszuführen. Daoma tritt eine Reise voller Gefahren an…

Xu Xianzhe ist der Autor der Geschichte «Biaoren» (dt. «Die Klingen der Wächter»), die in Japan zum Hit wurde und in China die Bestsellerlisten stürmt. Die ersten deutschsprachigen Bände sind bei Chinabooks Anfang 2020 erschienen.

Bestimmt werden wir in Zukunft noch andere Manhuas in unserem Bestand anbieten können!